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Warum Weiterbildung für Journalisten ein Muss ist

Es gab Zeiten, da war die Arbeit mit sozialen Medien noch kein Thema. Fernsehen wurde auf DV-Kassetten gemacht und Radio mit MiniDisc. Heute kann man vieles, was im Studium auf großen teuren Geräten gelernt wurde, mit dem Smartphone in der selben Qualität erreichen. Und wer weiß schon, welche Tools und Geräte als nächstes relevant werden? Ein Plädoyer für stete Weiterbildung. 

Ich selber bilde mich gar nicht weiter. Halt, was hat er geschrieben? Ja richtig, ich bilde mich gar nicht weiter. Jedenfalls nicht, wenn man unter Weiterbildung etwas Institutionalisiertes wie ein Seminar versteht. Da besuche ich höchstens eins im Jahr und das dann eher für die Soft Skills.

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Probieren geht über studieren – also einfach mal ein paar Testfilmchen mit dem Smartphone drehen, bis man den Dreh raus hat

Ich arbeite und lerne lieber im eigenen Tempo. Für vieles, was mich interessiert, gibt es kein passendes Seminar. So muss ich zum Beispiel bei WordPress alles selbst ausprobieren und in Foren um Rat fragen, weil das für Ganz-fortgeschrittene-Seminar nirgendwo angeboten wird. Trotzdem bilde ich natürlich weiter. Aber eben mehr aus intrinsischer Motivation oder ganz einfach: Ich folge meinem Spieltrieb.

Seminare schaden nicht, aber die Einstellung entscheidet

Wenn es eine neue App oder ein neues Format gibt, das gerade gehypt wird und über das meine Twitter-Timeline ausufernd spricht, dann probiere ich das einfach aus. Ich schaue, was andere machen, experimentiere und entscheide mich dann, es weiter zu nutzen oder eben sein zu lassen. So eine Entscheidung muss ich manchmal revidieren.

Als Snapchat das erste Mal irgendwo Erwähnung fand, habe ich es installiert, aber niemand anders, den ich kannte, nutzte es ebenfalls. Ergo war es stinklangweilig. Ein paar Monate später „bekannten“ sich immer mehr Kollegen zu Snapchat und siehe da, es war spannender geworden, einfach weil es mehr Menschen nutzten. Egal ob Snapchat nur ein kurzzeitiges Phänomen bleibt oder die Weltrevolution auslöst – ich kann sagen, dass ich von Anfang an dabei war und ich denke, ich könnte aus dem Stehgreif damit professionell arbeiten.

Ständig neue Werkzeuge

Unsere Werkzeuge ändern sich. Vor einiger Zeit sah ich einen Koch, der sich ein Tattoo aus Messer und Gabel trug. Bei einem Koch sind das für mich Werkzeuge, die zu seinem Beruf dazu gehören. Streng genommen hätte er sich vielleicht eine Pfanne oder ein Filetiermesser tätowieren lassen müssen, weil das Besteck nicht im ersten Schritt dem Kochen dient, sondern mehr dem Essen.

Wenn ich nun als Journalist ein Tattoo haben möchte, dass zu meinem Beruf passt, welches Motiv soll ich wählen? Einen Federkiel? Eine Zeitung? Das Twitter-Logo? Mir fällt auf Anhieb nicht ein, welches Symbol da passt. Vielleicht macht die kleine Aufzählung der Möglichkeiten schon deutlich, dass da eine gewisse Kontinuität wie beim Besteck fehlt.

Wir nutzen alle paar Jahre neue Werkzeuge, um unser Produkt Journalismus herzustellen. Kaum eine Stellenanzeige für Redakteure, in der nicht mindestens Online-, meistens aber Social Media-Kenntnisse gefordert werden. Es ist wichtig, dass wir den Umgang damit lernen. Und zwar nicht nur die Jüngeren, denen ja per „Generationendefinition“ alle Internetaufgaben übertragen werden – häufig ohne Anleitung, weil ja niemand in der Redaktion da ist, der es kann.

Es braucht Freiräume und Verständnis

Weiterbildung ist wichtig für alle Generationen in einer Redaktion. Es muss dafür kein Seminar besucht werden. Es reicht, überhaupt Interesse für das neue Werkzeug zu entwickeln und mal damit ein bisschen herumzuspielen.

Dafür sind Freiräume nötig, das ist klar. Für Freie heißt das, mal weniger Aufträge annehmen, ergo weniger Umsatz machen, aber dabei vielleicht Spannendes entdecken. Für Feste heißt das oft, dass die Kollegen in der Redaktion mehr arbeiten müssen, wenn der Chef nicht einsichtig ist und für Ersatz sorgt. Dennoch sind diese Freiräume wichtig. Wir haben uns ja schließlich für einen kreativen Beruf entschieden und Kreativität und enge Regelkorsetts vertragen sich nun mal nicht.

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