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„Unsere Nachrichten werden noch verständlicher“

Interaktiv und in einfacher Sprache: Das digitale Nachrichtenangebot von Radio TEDDY  erklärt auf Nachfrage nun auch Begriffe. Möglich macht dies ein interaktives, sprachgesteuertes Audio-Lexikon. Wie das funktioniert, erklärt Programmchef Roland Lehmann.

Roland, ihr sendet bei Radio TEDDY seit 16 Jahren Nachrichten in einfacher Sprache. Nun ergänzt ihr sie mit einem interaktiven Lexikon. Wie darf man sich das vorstellen?

Roland Lehmann: Wie bei allen Sendungen achten wir auch bei unseren Nachrichten sehr darauf, dass sie für alle gut verständlich sind – für Kinder ebenso wie für Menschen, die die deutsche Sprache noch nicht fließend sprechen oder eine Lernbehinderung haben. Wir orientieren uns dabei an den Richtlinien der Bundeszentrale für politische Bildung. Die technische Entwicklung der letzten Jahre erlaubt es uns nun, Erklärungen direkt in die Sendungen zu integrieren. Das heißt, wir können Nachfragen zu einzelnen Begriffen beantworten. Das funktioniert mit sogenannten Audio-Hyper-Links, also Sound-Elementen, die vor den jeweiligen Begriffen gesendet werden.

 

Was geschieht, wenn ich dieses Signal höre?

Man muss sich das wie einen Hyper-Link in einem Internet-Text vorstellen, auf den man klicken kann und weitere Informationen erhält. Wenn Hörerinnen und Hörer den speziellen Sound vor einem Begriff hören, können sie nachfragen, was der Begriff bedeutet. Es folgt eine ungefähr 20-sekündige Erklärung, danach springt das Programm zurück in die Nachrichtensendung. Das funktioniert in der aufgezeichneten Sendung, die digital per Smart Speaker abgerufen wird. Im laufenden Programm über terrestrische Empfangswege ist das aufgrund des fehlenden Rückkanals leider nicht möglich.

 

Ich sage dann zum Beispiel ‚Stopp, was heißt das?‘

Die Nachfrage erfolgt über einen speziellen Sprachbefehl. Er lautet: ‚frage Teddy News, was ist … `, dann folgt der Begriff. Zum Beispiel: „Bundestag“. Wir sprechen sowohl am Anfang als auch am Ende der Sendung den Nutzerinnen und Nutzern deutlich vor, was sie sagen müssen, um sich Begriffe erklären zu lassen. Zudem weisen wir auch am Ende der Sendung nochmal auf alle Begrifflichkeiten der vorausgegangenen Meldungen hin, die man sich mit dem gleichen Sprachbefehl nochmal erläutern lassen kann.

 

Wie kam es zu der Idee, das Nachrichtenangebot auf diese Weise zu ergänzen?

Als Familiensender wissen wir, wie viele Fragen Kinder haben. Daher haben wir auch seit der ersten Sendestunde Rubriken wie „Radio TEDDY Nachgefragt“ im Programm, in der wir beispielsweise darauf eingehen, warum der Himmel blau ist, die Sonne gelb und die Banane krumm. Daneben erläutern wir aber auch politische Zusammenhänge und erklären Institutionen wie den Bundestag. Da wir zu unseren Nachrichten in kindgerechter Sprache unglaublich viel positive Resonanz bekommen, auch von Eltern, die sagen, sie hätten alles endlich mal verstanden, entstand die Idee, über die Technik der Sprachassistenten beides zu kombinieren. Im Grunde sind wir immer auf der Suche, wie wir unsere Angebote auf neue Plattformen setzen und weiterentwickeln können.

 

Wie seid ihr bei der Auswahl der erklärten Begriffe vorgegangen?

Zum einen wissen wir, dass bestimmte Institutionen immer wieder nachgefragt werden. Was ist die Nato zum Beispiel, oder was ist die NASA? Gerade im Vorfeld von politischen Entscheidungen erhalten wir eine Menge an Fragen. Die damit verbundenen Begriffe und Abläufe erklären wir sowieso, es bietet sich daher an, sie auch in das interaktive Lexikon aufzunehmen.

 

Gab es bei der Integration besondere Herausforderungen?

Aus redaktioneller Sicht ging es vor allem darum, die Abläufe speziell für diesen Service zu erweitern und sie mit der Technik zu verzahnen. Das lief erstaunlich gut. In unseren Testläufen haben wir dann einen Sound verwendet, bei dem das Redaktion-Team zunächst dachte, dass wir damit nicht dauerhaft arbeiten könnten. Als wir diesen Sound dann allerdings zum ersten Mal über Smart Speaker gehört hatten, wussten wir sofort: Das ist genau der richtige.

 

Das heißt, die Akustik von Smart Speakern unterscheidet sich von anderen Geräten?

Offensichtlich gibt es eine gewisse Differenz in der akustischen Wahrnehmung, ja. Das war auf jeden Fall ein wichtiges Learning aus dem Projekt.

 

Welchen Stand hat das Projekt aktuell, können es Hörerinnen und Hörer schon testen?

Einige Mitarbeiter und ausgewählte Nutzer haben es schon ausprobiert. Ich gehöre auch dazu und kann soviel verraten: Das interaktive Lexikon funktioniert. Wir sind gerade dabei, die letzten Bugs zu beseitigen und den Skill noch benutzerfreundlicher zu machen.

 

Wird es eine Testphase mit Kindern geben?

Wenn wir die Funktionalität abschließend geprüft haben, werden wir den Skill an einige Familien geben, die dem Sender sehr verbunden sind. Dann erfahren wir, wie das Angebot in der Zielgruppe ankommt und was wir noch optimieren können. Die Resonanz bisher war jedenfalls sehr gut. Wir merken, dass wir damit einen Bedarf decken. Normalerweise wenden sich Kinder mit ihren Fragen an die Eltern, die wir mit dem interaktiven Lexikon in dieser Hinsicht etwas entlasten können.

 

Was glaubst du, werden interaktive Angebote auch für andere Audio-Produzierende interessant werden?

Das Thema einfache Sprache hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen, auch für Behörden und andere Institutionen. Insofern kann ich mir gut vorstellen, dass die Möglichkeit von Nachfragen auch auf andere Medien im Audiobereich ausgeweitet werden könnte, insbesondere bei Nachrichtenangeboten. Auch Jugendliche, die gerade damit beginnen, Nachrichten intensiver zu konsumieren, würden auf diesem Weg eine wichtige Hilfestellung erhalten. Ich denke, in diesem Bereich kann einiges passieren.

 

 

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