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NewsHub: Voll automatisierte Produktion von TV-Nachrichtensendungen mit cloudbasierter KI-Plattform

Eine voll automatisierte Produktion von TV-Nachrichtensendungen mithilfe einer cloudbasierten KI-Plattform: Wie das gelingen kann, erforscht STUDIO47 in ihrem NewsHub-Projekt. Von der redaktionellen Vorbereitung bis zur Ausstrahlung im regionalen Fernsehen soll die KI-Plattform sämtliche Arbeitsschritte übernehmen und so Redaktionen eine effiziente und umfassende Lösung bieten. Damit birgt das Projekt einen enormen Mehrwert für andere Medienschaffende und ein hohes Potenzial zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und journalistischen Vielfalt in NRW. Bei der Umsetzung wird das Projekt durch unser Media Innovation Programm unterstützt. Im Interview hat uns Sascha Devigne verraten, wie das Projekt aktuell läuft und welche Herausforderungen und auch überraschenden Erkenntnisse dem Team bei der Entwicklung begegnet sind.

Was war das Ziel eures Projekts? Welchen aktuellen Herausforderungen wolltet ihr damit begegnen?

Das Ziel des Projekts „NewsHub“ war ambitioniert und zukunftsorientiert: Wir strebten die Schaffung einer integrierten, cloudbasierten KI-Plattform an, die den kompletten Produktionsprozess von regionalen TV-Nachrichtensendungen automatisiert. Von der redaktionellen Vorbereitung über die technisch-gestalterische Umsetzung bis hin zu Moderationen, Interviews und letztendlich der Ausstrahlung im regionalen Fernsehen oder der Online-Distribution – alle Schritte sollten in einem nahtlosen Workflow vereint werden.

Die Motivation hinter „NewsHub“ speiste sich aus mehreren drängenden Herausforderungen, mit denen sich insbesondere lokale und regionale Medienunternehmen konfrontiert sehen. Denn die traditionelle Nachrichtenproduktion ist ressourcenintensiv. Sie erfordert ein großes Team aus Journalistinnen und Journalisten, aus Mediengestalterinnen und Mediengestaltern. Hinzu kommt der Bedarf an umfangreicher technischer Ausstattung. Das ist gerade für kleinere Medienunternehmen schwer zu stemmen.

Viele Schritte in der aktuellen Nachrichtenproduktion sind manuell und separat voneinander. Jeder manuelle Schritt birgt Fehlerpotenzial, sei es in der Informationsverarbeitung, beim Editing oder in der Abstimmung zwischen Redaktion und Technik. Kleinere Medien stehen unter einem enormen Druck, qualitativ hochwertige Inhalte zu liefern, während sie gleichzeitig effizienter werden müssen. Dies ist in der traditionellen Arbeitsweise nur schwer zu realisieren.

Es gibt eine Vielzahl von Tools und Anwendungen für einzelne Aspekte der Medienproduktion, doch fehlt es an einer integrierten Lösung, die sämtliche Prozesse bündelt und automatisiert. Dies würde nicht nur Effizienz und Konsistenz verbessern, sondern auch neue kreative Freiräume schaffen.

„NewsHub“ wurde entwickelt, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Durch die Automatisierung aller Produktionsschritte mit Hilfe adaptierter KI-Tools zielt das Projekt darauf ab, die Effektivität zu steigern und gleichzeitig die Qualität und Konsistenz der journalistischen Inhalte zu erhöhen. Ein weiteres Kernziel war die Schaffung einer benutzerfreundlichen, ergonomischen und redaktionsorientierten Benutzeroberfläche, die es den Nutzern ermöglicht, ohne tiefgreifendes technisches Know-how qualitativ hochwertige Nachrichtensendungen zu produzieren.

Die Relevanz und das Potenzial von „NewsHub“ liegen somit nicht nur in der Effizienzsteigerung, sondern auch in der Möglichkeit, die journalistische Arbeit zu revolutionieren. Durch die Reduzierung routinemäßiger und technischer Aufgaben können sich Journalistinnen und Redakteure stärker auf ihre Kernkompetenzen wie Recherche, Themenfindung und kreative Gestaltung konzentrieren.

So gesehen stellt „NewsHub“ eine mögliche Antwort auf die dringende Notwendigkeit dar, die Produktion von Nachrichteninhalten in der heutigen schnelllebigen und ressourcenbeschränkten Medienlandschaft zu modernisieren und zu optimieren. Es ist ein ambitioniertes Projekt, das den Weg für die Zukunft der Nachrichtenproduktion in lokalen und regionalen Medien ebnen soll.

Welche Erkenntnisse konntet ihr aus eurer Recherche gewinnen? Beispielsweise zu bereits existierenden Tools oder in Hinsicht auf die Anforderungen der Nutzer?

Die Recherche- und Entwicklungsphase von „NewsHub“ war geprägt von umfassenden Untersuchungen und Analysen sowohl im Bereich der existierenden technologischen Lösungen als auch bezüglich der spezifischen Anforderungen und Bedürfnisse unserer Zielgruppe. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse waren sehr vielfältig und aufschlussreich und bildeten das Fundament für die Gestaltung unserer Plattform.

Untersuchung der vorhandenen Tools und Plattformen für die Medienproduktion zeigte, dass es bereits eine Vielzahl von cloudbasierten Anwendungen und KI-gesteuerten Werkzeugen gibt, die spezifische Schritte im Produktionsprozess unterstützen. Dazu zählen unter anderem Tools für Videoediting, Text-to-Speech-Anwendungen, virtuelle Studios und automatisierte Playout-Systeme. Jedoch stellten wir fest, dass es an einer ganzheitlichen Lösung fehlt, die all diese Einzelwerkzeuge in einem integrierten Workflow zusammenführt und so den gesamten Produktionsprozess abdeckt.

Durch den und direkten Austausch mit potenziellen Nutzern – Journalistinnen und Journalisten, Technikerinnen und Techniker aus lokalen und regionalen Medienunternehmen – konnten wir ein detailliertes Verständnis für deren tägliche Herausforderungen, Arbeitsabläufe und Bedürfnisse entwickeln. Hierbei wurde deutlich, dass insbesondere die Wünsche nach Effizienzsteigerung und der Möglichkeit, auch mit begrenzten Ressourcen qualitativ hochwertige Nachrichtenproduktionen zu realisieren, im Vordergrund stehen. Zudem betonten viele Nutzer die Bedeutung einer benutzerfreundlichen Oberfläche, die es ermöglicht, ohne vertiefte technische Kenntnisse professionelle Inhalte zu erstellen.

Die Forschung unterstreicht den dringenden Bedarf an einer Lösung wie „NewsHub“. Studien und Branchenberichte, etwa vom Reuters Institute for the Study of Journalism, Tow Center for Digital Journalism und MIT Center for Civic Media, bestätigten die Notwendigkeit für effiziente, cloudbasierte und KI-gestützte Tools in der journalistischen Arbeit. Diese Erkenntnisse zeigten, dass „NewsHub“ das Potenzial hat, eine signifikante Lücke im Markt zu schließen und die Art und Weise, wie Nachrichten produziert werden, zu transformieren.

Ein wesentlicher Teil unserer Recherche galt auch der Identifizierung von Alleinstellungsmerkmalen und dem Innovationswert von „NewsHub“. Durch die Kombination verschiedener KI-Tools und die Schaffung einer integrierten, benutzerorientierten Plattform konnten wir einen deutlichen Mehrwert gegenüber bestehenden Teillösungen herausarbeiten. „NewsHub“ unterscheidet sich durch seine Fähigkeit, den gesamten redaktionellen sowie technisch-gestalterischen Workflow abzudecken und dabei die journalistische Qualität und Konsistenz zu verbessern.

Gab es besondere Herausforderungen im Hinblick auf die Integration der KI-Tools?

Die Integration von KI-Tools in „NewsHub“ war ein zentraler Aspekt des Projekts, der uns vor eine Reihe von Herausforderungen stellte. Diese befassten sich nicht nur mit technischen Fragen, sondern auch mit der Einhaltung journalistischer Standards und der Gewährleistung einer nutzerfreundlichen Bedienung.

Eine der größten technischen Herausforderungen bestand darin, eine Vielzahl von KI-gestützten Tools – für Textgenerierung, Videoediting, Sprachsynthese und die Erstellung virtueller Moderatorinnen und Moderatoren – nahtlos in einer einzigen Plattform zu integrieren. Jedes dieser Tools hat seine eigenen spezifischen Anforderungen, Schnittstellen und Datenformate. Wir mussten sicherstellen, dass sie nicht nur untereinander, sondern auch mit der zentralen Plattform von „NewsHub“ kompatibel sind. Dies erforderte umfangreiche Anpassungsarbeiten und die Entwicklung von Middleware, die es ermöglichte, unterschiedliche Technologien in einem einheitlichen Workflow zu vereinen.

Ein weiterer kritischer Punkt war die Anpassung der KI-Tools an unsere journalistischen Standards und Ethikrichtlinien. Insbesondere bei der Textgenerierung und Sprachsynthese war es entscheidend, dass die produzierten Inhalte nicht nur faktisch korrekt, sondern auch in einem angemessenen und dem Kontext entsprechenden Stil verfasst sind. Dazu gehörte die Implementierung von Algorithmen, die Bias vermeiden, die Vielfalt sicherstellen und die journalistische Qualität der Inhalte gewährleisten.

Die Schaffung einer intuitiven und benutzerfreundlichen Oberfläche, die es auch Nutzern ohne tiefgreifendes technisches Wissen erlaubt, die KI-Tools effektiv einzusetzen, stellte eine weitere Herausforderung dar. Es war wichtig, eine Balance zwischen der Automatisierung komplexer Prozesse und der Erhaltung eines gewissen Grades an Kontrolle und Flexibilität für den Nutzer zu finden. Dies umfasste die Entwicklung einer klaren und verständlichen Benutzeroberfläche, die den Nutzern erlauben, die KI-gestützten Funktionen zu steuern, zu konfigurieren und das Ergebnis zu überprüfen.

Die Qualität der von der KI generierten Inhalte hängt stark von den Trainingsdaten und dem fortlaufenden Lernprozess ab. Zudem mussten Mechanismen implementiert werden, die eine kontinuierliche Überwachung und Anpassung der KI-Performance ermöglichen, um die Qualität und Relevanz der produzierten Inhalte sicherzustellen. Durch iterative Entwicklungsprozesse und kontinuierliches Feedback konnten wir die KI-Tools erfolgreich in „NewsHub“ integrieren und eine Plattform schaffen, die den hohen Anforderungen der modernen Nachrichtenproduktion gerecht wird.

Welche Reaktionen habt ihr über Social Media zu eurem Projekt erhalten? Welche Anregungen konntet ihr über Social Media noch erzielen?

Die Reaktionen auf das „NewsHub“-Projekt über die verschiedenen Social-Media-Kanäle waren durchaus aufschlussreich. Sie haben uns erste Einblicke in die Wahrnehmung und Erwartungen unserer Zielgruppe gegeben und uns ermöglicht, die Plattform besser auf die Bedürfnisse der Nutzer abzustimmen.

Es gab eine deutliche Neugier hinsichtlich der technischen Realisierung, besonders im Hinblick auf die KI-gestützte Textgenerierung und die Erstellung virtueller Moderatoren. Viele unserer Gesprächspartner äußerten Interesse an den Herausforderungen und Lösungsansätzen, die bei der Entwicklung dieser Tools zu bewältigen waren.

Die Redaktionen wünschten sich eine intuitive, leicht verständliche und zugängliche Plattform, die es auch ohne großen technischen Hintergrund ermöglicht, hochwertige Nachrichtenbeiträge zu produzieren. Thematisiert wurden auch die ethischen Implikationen der Automatisierung in der Nachrichtenproduktion, insbesondere die Bedeutung von Transparenz in Bezug auf den Einsatz von KI. Es wurde deutlich, dass „NewsHub“ nicht nur technologische, sondern auch ethische Standards setzen muss, um das Vertrauen der Zuschauerinnen und Zuschauer zu gewinnen.

Welche Schritte folgen jetzt als nächstes?

Nach der Entwicklungs- und Testphase von „NewsHub“ stehen nun mehrere entscheidende Schritte an, um das Projekt weiter voranzutreiben. Der unmittelbar nächste Schritt besteht darin, „NewsHub“ einer umfassenden Evaluierung zu unterziehen. Dies beinhaltet nicht nur technische Tests, um die Zuverlässigkeit und Performance der Plattform unter realen Bedingungen zu überprüfen, sondern auch eine inhaltliche Bewertung der mit Hilfe von „NewsHub“ produzierten Nachrichtenbeiträge. Ziel ist es, die Plattform basierend auf den Rückmeldungen weiter zu optimieren und sicherzustellen, dass sie den Anforderungen der Redaktionen gerecht wird. Dazu gehört auch die Anpassung der KI-Modelle, um die Genauigkeit und Relevanz der generierten Inhalte zu verbessern.

Eine weitere wichtige Phase wird der „Soft Launch“ sein, in dem ausgewählte lokale und regionale Medienunternehmen „NewsHub“ in ihren Produktionsabläufen testen. Diese Pilotprojekte dienen nicht nur dazu, die Praxistauglichkeit der Plattform zu demonstrieren, sondern auch, um erste Case Studies zu erstellen. Basierend auf den Ergebnissen der Evaluierung und den Erfahrungen aus der Pilotphase wird „NewsHub“ für einen breiteren Markt vorbereitet. Dazu gehört die Skalierung der Infrastruktur, um eine größere Anzahl von Nutzern unterstützen zu können, sowie die Entwicklung eines Rollout-Plans.

Ein kritischer Faktor für den langfristigen Erfolg von „NewsHub“ wird die Bereitstellung von Weiterbildungsangeboten und Supportleistungen sein. Dies umfasst Schulungen und Workshops für Redaktionen, um sie mit den Funktionen und Möglichkeiten der Plattform vertraut zu machen, sowie die Einrichtung eines Support-Teams, das Nutzern bei Fragen und Problemen zur Seite steht.

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