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Christian Schalt (RTL Radio): Audio verbreitet sich über immer mehr Geräte und Plattformen

Im Interview beim Audiocamp mit Thomas Riedel spricht Christian Schalt, CDO von RTL Radio Deutschland, über die neue Audioplattform Audio Now. Neben dem Medium Radio ist diese Plattform ein erweitertes Angebot, das aktuelle Herausforderung der Audionutzung aufgreift. 

Portrait von Christian Schalt.
Christian Schalt, CDO von RTL Radio Deutschland, berichtet über die neue Audioplattform Audio Now (Foto: privat).

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JOURNALISMUS LAB · S01E02 – Audio Now: Vom Radio zur Plattform mit Christian Schalt, CDO von RTL Radio Deutschland

Ich grüße dich!

Hallo.

Wo sitzt du denn? Sitzt du in Köln?

Ne, ich sitze in Berlin den größten Teil meiner Zeit. Ich bin auch oft unterwegs. In den letzten Wochen hat sich durch Corona das ein bisschen virtualisiert alles. Aber ich sitze in Berlin, ja.

Ja, genau. Du bist Chief Digital Officer von RTL Radio Deutschland. Wie lang gibt’s denn die Stelle schon? Und wie lange sitzt du auf der?

Die Stelle gibt’s seit ungefähr zwei Jahren. Das heißt nicht, dass es vor zwei Jahren erst begonnen hat mit der Digitalisierung. Das ist natürlich ein Trend, der schon deutlich länger weitergeht. Aber seit zwei Jahren bin ich dort auch und seitdem, spätestens seit der Zeit, geht es wirklich darum, die Digitalisierung mit all ihren Herausforderungen auch wirklich so in die Köpfe aller zu bekommen. Weil auch gerade in den letzten zwei Jahren sich sehr viel verändert hat und sich auch nach wie vor verändert – da ist eine hohe Dynamik. Und es betrifft zum einen sozusagen das angestammte Geschäft, dass im Radiobereich sich vieles digitalisiert und damit verändert. Das betrifft aber auch, und das gehört eben auch zu meinem Feld dazu, dass sehr viel neue Audiocontent entsteht. Es ist nicht nur so, dass sich die alte Branche verändert – die wird ja nach wie vor stark genutzt – sondern es entsteht sehr viel Neues, und zwar sowohl Neues in Form von unterschiedlichen Contents als auch unterschiedlichen Zielgruppen, unterschiedlichen Arten, wie diese Zielgruppen an Audiocontent kommen. Und dann eben die großen Frage: Über welche Wege kommt das Audio an die jeweiligen Konsumenten und Konsumenten? Wie erfahren Sie davon?

Ja, jetzt bist du natürlich schon voll eingestiegen. Gerade eben fand die Session ja auch statt. Du bist wahrscheinlich noch voller Eindrücke. Aber bevor wir sozusagen gleich in dieses Session-Thema reingehen, nämlich „Vom Radio zur Plattform – interessante Geschichte“, vielleicht noch ein bisschen was zu dir selber. Was steht denn in deiner Jobbeschreibung drin?

Na, wie so oft bei Digitalisierungsfunktionen gibt’s ja nicht die eine Jobbeschreibung, sondern die Herausforderung. Und die Beschreibung ist ja wirklich, dass man in einem dynamischen, sich veränderten Umfeld eine möglichst gute Anpassung schafft an die neuen Umstände und idealerweise auch so weiterdenkt, dass man auch auf Sicht –  dann in einem Jahr, in zwei Jahren, in drei Jahren –  noch die Nutzung und die Relevanz hat, die man auch jetzt hat. Es geht sehr stark darum, zu überlegen mit welchen Contents bin ich denn in einer digitalisierten Umgebung relevant für die Nutzer und Nutzerinnen, die ich jetzt habe.

Und für zukünftige – ich glaube, dass ist fast so ein bisschen die größte Herausforderung – wie schaffe ich es, dass die weiter auf mich aufmerksam werden. Weil sich die Verbreitung auf immer mehr Geräte und immer mehr Plattformen aufteilt, weil es immer mehr Angebote gibt. Natürlich hat sich gerade zu den klassischen Radiosendern in den letzten Jahren sehr viel dazugesellt: Es gibt neue, neuere Genres, sozusagen Streaming Angebote, die die CD-Sammlung nach und nach ablösen. Es gibt hybride Formen, Musik und was anderes. Wir erleben YouTube auch in der ungeheuren Audio-Nutzung. Es gibt sehr, sehr viel neue Webradios. Also auch innerhalb des eigenen Genres gibt es da sehr viel Konkurrenz. Und in dieser Fülle relevant zu bleiben, inhaltlich und in der Wahrnehmung der Konsumentinnen und Konsumenten, das ist, glaube ich, die größte Aufgabe, die wir alle erfüllen müssen.

Euch gibts schon seit über 50 Jahren jetzt, ich glaube vor zwei oder drei Jahren habt ihr das 50. Jubiläum gefeiert mit RTL Radio Deutschland. Du hast schon ein bisschen erklärt – das war auch Teil der Session – also ein relativ ausführlicher Teil deiner Präsentation, bezog sich auch darauf, wie die Radio-Landschaft sich verändert hat, dass natürlich die Reichweite gesunken ist, dass sich das auch im Alter widerspiegelt, was die Jungen machen, was sie alt machen. Was sind denn da so für euch so die Momente gewesen, wo ihr gesagt habt, okay, spätestens jetzt müssen wir was tun?

Also erstmal ist das Gute, und das ist manchmal dann auch so eine versteckte Gefahr, das Radio nach wie vor eine wahnsinnig hohe Reichweite hat. Also wir erleben nicht das, was ja manche Branchen auch erleben mussten, dass durch die Digitalisierung und durch die größere Auswahl, die es gabt, plötzlich irgendwelche Branchen radikal geschrumpft werden. Das erleben wir im Radio gar nicht, sondern wir sind nach wie vor eines der meistgenutzten Medien in Deutschland mit immer noch einer sehr, sehr hohe Reichweite auf einer täglichen Ebene.

Aber was wir sehen, ist, dass es in bestimmten Altersgruppen insbesondere nach und nach zurückgeht. Das ist so ein bisschen wie der Frosch im Wasser, der so langsam merken sollte, dass das Wasser warm wird, aber es nicht so richtig wahrnimmt. Und insbesondere in diesen jüngeren Zielgruppen – also wir sprechen davon, dass gerade diese 20 bis 29-Jährigen, also frisch von zu Hause weg, eigene Wohnung dann, eigene Geräteumgebung dann sich anschafft – das dort zunehmend auch viele andere Inhalte genutzt werden. Und dem wollen wir nicht zusehen, sondern wir sehen es auch als Chance, solche Gruppen auch weiterhin zu erreichen, aber dann in einer anderen Form oder durch andere Darbietungen. Und deswegen verändern wir Contents, deswegen setzen wir sehr stark auf Podcast: Also eher auf Single orientierte Angebote, das heißt, dass es eher um eine Personalisierung von Inhalten geht, also dass man Inhalte modular aufbereitet und so aufbereitet, dass es einer Person gefällt und nicht zwingend mehrere Millionen und entsprechend den Geräten und den Plattformen, die es gibt auch an die Leute bringt.

Jetzt hattet ihr Podcasts eigentlich ja auch schon lange, dass ist für euch nichts Neues. Eure Strategie war aber, so wie von vielen andere auch, sozusagen alle einfach überall hin zu verteilen. Jetzt seid ihr aber einen Schritt gegangen, der jetzt – sage ich mal – gerade auch so in ist bei den ganz großen Anbietern. Wir hatten jetzt zum Beispiel von ProSieben, Sat.1 gesehen, die haben vorher For Your Eyes Only gelauncht. Die ARD hat eine eigene Audithek. Jeder, der irgendwie kann, versucht jetzt irgendwie im Podcast Business irgendwie einen Fuß rein zu bekommen oder eben im Audio Business etwas Neues auszuprobieren. Welchen Schritt habt ihr denn gemacht?

Der Ausgangspunkt unserer Überlegungen war eben auch, wie komme ich mit meinen Inhalten an eine möglichst relevante Gruppe, an Menschen, die sich für meine Inhalte, für meine Themen, für meine Marken interessiert. Und wir sehen ja eben als Charakteristikum von Digitalisierung, dass es eben auch darum geht, wie kommen denn Inhalte überhaupt zu den jeweiligen Zielperson oder zu den Leuten, die sich dafür interessieren. Früher war das einfach, da gab es einen Radiosender und es gab eine UKW Frequenz und es gab ein Radio bei den meisten Menschen zuhause. Und damit war das Thema, wie ein Inhalt an eine Hörerin, einen Hörer kommt, relativ schnell geklärt.

Und diese einheitliche Geräteverbreitung gibt es nicht mehr. Menschen nutzen sehr stark das Smartphone. Aber eben auch andere Geräte: Apps, unterschiedliche Plattformen, switchen zwischen normalen Computer und mobilen Geräten hin und her, nutzen unterschiedlichste Anbieter. Und da geht es eben auch darum, wie erreiche ich möglichst zielgenau die Gruppe, die ich haben möchte. Und die eine Variante ist – in vielen Bereichen machen wir das ja auch – dass wir dann versuchen unsere Inhalte möglichst weit zu streuen. Das hat den großen Vorteil, dass man dann relativ viele Menschen auch erreicht. Es hat aber zum einen den Nachteil, dass viele Leute gar nicht wissen, wo ist denn sozusagen das Zuhause dieser Inhalte. Also wo finde ich denn komprimiert, kompakt, wirklich auf einen Schlag die Inhalte, die mich kuratieren, auch in mehrfacher Form. Also man braucht da ja auch eine Form von Zuhause.

Und wir wollen natürlich sowohl die Inhalte als auch die Art und Weise der Aufbereitung optimieren. Und wir brauchen dazu auch Rückmeldungen von Nutzerinnen und Nutzer. Es ist für uns sehr, sehr wichtig zu sehen, was wird wie genutzt, welche Art von Mensch nutzt welche Inhalte, was können wir tun, um es inhaltlich zu verändern, also zu verbessern. Und sowas funktioniert eigentlich nur über eine eigene Diskussionsplattform. Deswegen haben wir entschieden …

Euch waren sozusagen die iTunes-Kommentare und fünf Sternchen eigentlich nicht genug als Feedback sozusagen.

Genau, es gibt – also wir nennen es immer – implizites explizites Feedback, also dass Leute wirklich sich aufraffen und etwas melden. Früher hätten sie einen Brief geschrieben oder eine E-Mail und jetzt sind es teilweise Kommentare. Aber das repräsentiert natürlich bei weitem nicht das, was die gesamte Nutzung angeht. Wir sind sehr darauf aus zu erfahren, wie lang wird sowas gehört, wie oft wird es gehört. Wir versuchen auch – und das ist ja in einer digitalisierten Umgebung möglich und auch wichtig – zu wissen, wer uns da nutzt. Früher waren gerade die Radiosender in einer reinen Massenmedium-Situation, also daher kommt auch der Begriff Broadcast. Man hat sehr breit gesendet und hat wenig zurückbekommen. Und jetzt senden wir teilweise noch breit, aber oft auch nischiger und wollen sehen, wer da ist und wer da auch was zurückmeldet. Und das geht im Prinzip nur über eigene Diskussionsplattformen.

Genau das heißt, ihr habt eine eigene Plattform gegründet. Wie heißt die und wie viele Nutzer habt ihr denn schon?

Genau. Wir haben eine eigene Plattform gegründet, jetzt vor ziemlich genau eineinhalb Jahren, also im Frühling letzten Jahres. Die heißt Audio Now. Und wie der Name sagt, verbindet die sowohl Podcasts, aber auch andere Audioinhalte: Es gibt auch Musik und Radiostreams in dem Angebot, aber schwerpunktmäßig gezielt ausgewählte Podcasts, die zum einen vom Radio kommen, aber mittlerweile ist Audio Now auch die Plattform für Audio-Content von Bertelsmann, insbesondere von der Bertelsmann Content Alliance. Das ist der Content-Zusammenstoß der großen Bertelsmann Division, also von Fernsehen, Gruner & Jahr mit vielen Zeitschriften Titeln, Random House mit Büchern, die Ufa mit Film und RTL für Fernsehen und Radio. Dort werden dann für ein großes Publikum, was diese einzelnen Divisionen in Deutschland haben, zielgerichtet Podcasts ausgewählt. Und das ist auch der Anspruch des Angebots und der Plattform, eben die Nutzerinnen und Nutzer zu erreichen, die diese Marken bisher erreichen und für die möglichst breit ist, das heißt auch, massenwirksam Angebot zusammenzustellen, insbesondere auch wenn sie Podcasting erst entdecken.

Jetzt hast du natürlich schon gesagt, euch waren die Informationen und das Feedback, was sie von den anderen Portalen bekommen hat, zu wenig. Was habt ihr denn anders gemacht und mehr gemacht?

Das was viele Plattformen geben, sind ja sehr rudimentäre Daten. Teilweise ist das auch eine technische Herausforderung muss man sagen, also nicht jede Plattform kann immer auch alles messen: Es gibt technische Schwierigkeiten, es gibt natürlich auch Datenschutzrichtlinien, die das auch begrenzen, das ist ja auch bei uns so. Aber viele Plattformen sind noch gar nicht gewillt, die Daten weiterzugeben. Wir haben hier das Phänomen, dass gerade in der Plattformökonomie viele Angebote Audio nutzen, um an Daten zu kommen, um es in einem anderen Geschäftsfeld dann zu monetarisieren: Wir sehen es bei Amazon, wir sehen es bei Apple, wir sehen es in anderen Bereichen auch.

Und bei uns geht‘s originär um unsere Hörerinnen und Hörer und entsprechend um die Daten. Deswegen nutzen wir die erstmal selber, und alles, was wir über die eigene Plattform bekommen, kann man eben auch viel besser messen und viel besser auswerten. Und wir haben von Anfang an die Plattform sehr zugangsoffen gehalten und haben alle Publisher in Deutschland eingeladen, Teil dieser Plattform zu sein. Damit beginnt schon mal der erste Unterschied zu vielen anderen: Wir fragen Sie vorher, auch wenn man ein Content auf Audio Now stellen möchte, ob das auch okay ist. Und wenn einer nicht zustimmt, dann geht er auch nicht drauf. Und das Versprechen allen Publishern gegenüber ist auch, dass wir die Daten, die wir selber erheben, allen Partnern auch zur Verfügung stellen. Unser Ziel ist es nicht – eben ähnlich, wie es andere Plattformen machen, diese Daten für uns zu behalten – sondern wir stellen Sie im Rahmen von datenschutzrechtlichen Möglichkeiten logischerweise allen Publishern zur Verfügung, dass Sie eben diesen Distributionsvorteil, den wir mit der Plattform haben, eben selber nutzen können.

Und was für Daten sind das dann?

Das sind zum einen erstmal Nutzungsdaten, dass man erkennt, wie viele Leute nutzen welches Genre beispielsweise, was sind beliebte Kategorien, welche Podcasts werden gehört.

So ganz allgemeine über die Plattform, noch nicht mal über den eigenen Podcast.

Genau es geht eben beides. Man kann was über den eigenen Podcast erfahren. Das ist je nach Größe des Podcast von rudimentär aussagekräftig bis zu wirklich interessant. Im Prinzip je mehr Nutzung auf dem Podcast ist, desto mehr Daten kann man auch auswerten, um dann Inhalte auch wieder anzupassen, zu verbessern. Aber wir teilen eben auch die Daten, die wir insgesamt auf der Plattform-Nutzung sehen, also zum Beispiel an welchen Tagen wird sie stark genutzt, damit Podcast-Publisher auch daraufhin ihre Inhalte optimieren können. Das ist zum Beispiel sehr stark der Freitag geworden. Wir sehen, das ist so der Höhepunkt der Woche ist, wenn Leute sich gedanklich aufs Wochenende vorbereiten oder am Ende der Woche ein bisschen Zeit haben für sich. Und das hilft dann eben vielen Publishern auch entsprechend, die Inhalte anzupassen. Und alle diese Daten teilen wir, wie gesagt, sodass alles, was wir erheben, nicht bei uns bleibt, sondern eben auch unseren Partnern zur Verfügung gestellt wird.

Momentan schickte ihr die per Fax oder wie macht ihr das? Denn eine Ankündigung war – das hast du in der Session gesagt – ab Juli gibt’s erst ein Dashboard. Oder gibt es bereits ein Dashboard? Das kam noch nicht so ganz klar raus. Vielleicht kannst du es nochmal ein bisschen genauer erklären.

Ja, also wie gesagt, wir teilen im Rahmen von Datenschutz. Ich sage es immer wieder dazu, weil wir manche Daten auch gar nicht erheben können. Also wenn z.B. ein Nutzer, eine Nutzerin eben nicht will, dass wir ihn oder sie tracken, dann können wir es auch nicht, dürfen es nicht, das wollen wir auch nicht. Die Erwartung ist ja manchmal so, dass man wirklich jeden einzelnen Schritt überwacht, das ist ja nicht wirklich so. Sondern wir nehmen auf freiwilliger Ebene Nutzungsdaten auf und die gibt’s bisher in einem internen Dashboard, was wir eben auch in den Reports mit einem Publisher teilen. Und dann, was jetzt neu ist und ab Juli sein wird, ist ein sogenanntes Self Service Dashboard: Also, das man für jeden Podcast, der zumindest eine gewisse Nutzungsgröße hat, dort die Nutzungszahlen und die demografische Reichweite dort visualisiert bekommt.

Hat auch mit der technischen Erstellung dieser Daten zu tun, dass nicht jeder Kleinst-Podcast sozusagen bei 20 Zuhörern schon mal ein eigenes Dashboard bekommt?! Da muss man dann so ein bisschen hoffen, dass man das hat.

Ja, es hat weniger technische Gründe, also wir bauen das Dashboard ja eben auch genau dafür, dass auch kleinere oder unabhängige Podcast-Produzent darauf zugreifen können, weil die Großen oft auch eigene Analytics haben und es ist natürlich auch leichter, einen Report über Zehntausende von Nutzungsvorgängen zu machen als jetzt über drei. Das Problem ist eher ein Datenschutzthema, dass wir ja nur pseudonymisierte Daten sammeln und herausgeben dürfen. Das heißt man – anonymisieren geht ja in dem Sinne nicht – sondern man versucht, durch Weglassen von Personen Merkmalen, auf anonymer Ebene Daten zu Verfügung stellen, die keine Rückschlüsse auf einzelne Nutzer zulassen. Und wenn man zu wenig Nutzung hat, dann ist das eben nicht gewährleistet. Wenn ein Podcast drei Nutzer hat und man selber schon für zwei Nutzungsvorgänge verantwortlich ist, dann ist sozusagen die Anonymisierung ein bisschen schwierig. Nun gibt’s eine Mindestgröße, also man sollte schon ein paar hundert Nutzungsvorgänge haben, dass wir Daten auch weitergeben dürfen.

Eine Frage, die natürlich gestellt wurde beim Barcamp – hier beim Audiocamp – war, weil natürlich auch viele Podcast Produzenten da sind, wie kann ich selber Teil von Audio Now werden?!

Man kann im Moment am einfachsten Teil von Audio Now werden, indem man eine E-Mail schickt an kontakt@audionow.de. Das ist die Kontakt E-Mail-Adresse, die minütlich gelesen wird. Und dort kann man seinen Podcast anmelden, mit uns in Kontakt treten, weil es ja nicht nur darum geht, jetzt anzumelden und sich dann nicht mehr zu hören, sondern es geht uns auch wirklich um den Dialog, den Austausch und eben auch den Austausch von Daten. Und mit dem neuen Dashboard wird es auch möglich sein, sowas automatisiert zu machen, den Schritt vielleicht ein bisschen schneller und einfacher zu machen. Aber kontakt@audionow.de ist im Moment die E-Mail-Adresse der Wahl.

Sehr cool. Wie viele Nutzer habt ihr denn schon so? Wie viele Zugriffe kann man denn da – wenn ich jetzt ein Podcast einstelle, muss ich dann mit einem mega run auf meinen Podcast plötzlich rechnen? Oder wie sieht das aus? Wie viele Zugriffe könnt ihr so verzeichnen?

Naja, das ist natürlich wie so oft bei Content völlig unterschiedlich: Wir hatten – um mal zwei Extreme zu nennen – vor einigen Wochen einen der erfolgreichsten Podcastsstarts in Deutschland ever mit Oli Pocher. Oliver Pocher hat einen Podcast mit seiner Frau gemacht und der ist innerhalb von 24 Stunden mehr als 150.000 Mal abgerufen worden. Also es gibt Podcasts, die bei uns auf der Plattform im Monat mehrere hunderttausend Zugriffe bekommen. Wir schauen es aber auch mal Statistiken an, die sozusagen am unteren Ende sind. Und wir finden auch immer wieder Podcasts die null Zugriffe haben. Auch das ist es auch möglich.

Insgesamt willst du nicht verraten?

Bitte?

Insgesamt. Wie viele Nutzer habt ihr insgesamt im Monat?

Wir haben die Nutzerzahl bekannt gegeben im April, und wir sind im April gekommen – es war natürlich eine besondere Zeit, weil durch Corona eine extreme Nachfrage war nach unterschiedlichen Inhalten – und da waren es sechs Millionen Nutzer, die wir hatten.

Ja cool, das wird vielleicht auch die Werbetreibenden freuen, wenn ihr denn überhaupt Werbung bei euch habt. Wie ist denn das Geschäftsmodell von Audio Now?

Also Audio Now selber muss kein Geschäftsmodell haben und hat auch kein Geschäftsmodell. Denn das Geschäftsmodell im Podcasting ist eben, dass man seine Inhalte vermarktet, idealerweise über eine große Reichweite und über eine Zielgruppe, die für die Werbewirtschaft auch relevant ist. Also das ist durch Werbung, die in dem Podcast ist. Und darüber verdienen wir auch das Geld, das eben im Podcast Werbepartner drin sind, die normalerweise auch mit dem jeweils moderierenden oder dem Thema eine gewisse Verbindung haben. Das ist eben der Vorteil von Podcast-Werbung, dass man sehr zielgerichtet bestimmte Zielgruppen ansprechen kann. Und damit verdienen wir das Geld. Wir verdienen nicht das Geld über eine Monetarisierung der Plattform.

Das heißt, ihr habt eine eigene Podcast-Produktionsfirma, die produziert die Podcasts, vermarktet sie und so weiter? Das hast du auch schon mal ein bisschen anklingen lassen.

Genau, es gibt bei Bertelsmann eine zentrale Redaktion dafür, eine zentrale Einheit: Die Audio Lines, zu der auch Audio Now gehört. Dort sind Menschen damit beschäftigt journalistisch und unterhaltend Inhalte aufzubereiten aus den unterschiedlichsten Bertelsmann Bereichen – also wie vorhin geschildert aus den Zeitschriften-Bereichen über Kombination mit Fernsehsendungen. Wir haben jetzt gerade vorgestern, also vor wenigen Tagen, Podcasts bekannt gegeben, Comedy Podcasts in Zusammenarbeit mit TV Now, dass es eine Video Variante davon gibt und eine Audio Variante davon gibt. Und das wird zentral in Berlin produziert und teilweise natürlich auch vor Ort. Nicht alles ist immer zentral herstellbar, und diese Redaktion bereitet es für die eigene Plattform auf. Und viele dieser Inhalte finden aber auch woanders statt.

Bevor wir zum Ende des Podcasts kommen, zu dieser Episode des Podcasts, habe ich noch eine Frage, die mich persönlich immer sehr interessiert, denn wenn ich nicht gerade Podcasts für die LfM moderiere, arbeite ich für digitale Leute, eine Plattform, die sich um die digitale Produktentwicklung kümmert, und wir fragen uns immer: Wie ist eigentlich die Produktentwicklungen aufgestellt? Also bei euch ist natürlich zuerst einmal die Frage: Entwickelt ihr das intern? Habt ihr das ausgelagert?

Also auch da haben wir eine eigene Einheit: Wir haben den Digital Media Hub. Der Digital Media Hub ist für RTL Radio Deutschland und auch für Audio Now die zentrale Einheit, die digitale Produkte herstellt. Das sind ungefähr 20 Leute, die auch in Berlin sitzen und die zum Großteil tatsächlich produktorientierte Leute sind und Entwicklerinnen und Entwickler. Dort wird alles was im digitalen Bereich technologisch vorangetrieben werden soll auch hergestellt. Auch Audio Now ist eine Eigenproduktion, eine Eigenentwicklung, und da arbeiten wir, wie man im digitalen Bereich auch arbeitet, sozusagen mit einer üblichen Struktur. Also es gibt Produktverantwortliche dafür, es gibt bestimmte Produktbausteine, die man nach und nach entwickelt und die dann immer zu spät, aber sozusagen im Nachhinein dann doch geplant umgesetzt werden.

Gut, Technik ist nicht immer ganz so einfach und muss man alles auch noch einmal testen. Das heißt aber, wie muss man sich das vorstellen? Du sitzt sozusagen in Berlin als CDO und dann gibt’s sozusagen für die Produktentwicklung nochmal einen CPO, mit dem du dich dann absprechen musst und der gibt das dann weiter an die Produktteams?

Ne, wir haben das – auch wenn es jetzt nach unterschiedlichen Firmen klingt und es sind ja auch unterschiedliche Firmen – das sehr, sehr zusammengezogen. Ich bin auf der RTL Radio Seite als CDO zuständig, bin aber auch Geschäftsführer vom Digital Media Lab. Und wir gewährleisten so, dass das auch Hand in Hand läuft. Weil ich glaube – das ist für mich eine der wichtigsten Erkenntnisse auch, und viele ignorieren das oder wissen das nicht – dass man in der digitalen Welt eben beides braucht: Man braucht die Inhalte, weil ohne Inhalte ist es einfach schwer wird Nutzung zu generieren und gleichzeitig brauchen wir die Technologie. Und sie funktioniert nur dann, wenn beide zusammenarbeiten. Also wenn man nur Content hat, ist es zu wenig und nur Technologie, losgelöst von Content, ist auch zu wenig. Man braucht die Kombination daraus, und dann entsteht etwas Gutes.

Das heißt, du bist sozusagen auch ein bisschen die Schnittstelle zwischen dem Content, der Vermarktung und auch der Produktentwicklung? Und wie muss man sich das vorstellen? In den Teams – ich möchte nochmal ein Schrittchen sozusagen tiefer – habt ihr da crossfunktionale Teams, Teams für iOS und Android, bist du derjenige, der einen Blick auf das Scrumboard hat oder wie tief steckst du da drin?

Ja, also es gibt crossfunktionale Teams – wobei man jetzt nochmal lang erklären kann, wie wir das aufgeteilt haben. Es gibt da wahrscheinlich – und darauf spielst du wahrscheinlich auch an – auch immer die Möglichkeit das eher funktional zu machen, also dass Menschen sich jetzt eher um iOS kümmern und Menschen, die sich um andere Plattform kümmern. Wir haben eigentlich beides. Wir haben es funktional aufgeteilt, dass jeder für seine Spezialdisziplin zuständig ist, aber es wird natürlich an verschiedenen Produkten gearbeitet. Und wir arbeiten auch nach Scrum. Es gibt bei uns auch eine Struktur, die sich sehr an Scrum orientiert. Aber ich bin, um sozusagen in den Terminologien zu bleiben, dann Stakeholder. Also ich bin nicht Teil des Prozesses, ich bin nicht Scrum Master, das wäre meine falsche Rolle, sondern ich bin Stakeholder und hoffe, dass wir unser Vorhaben, unsere Strategie technologisch umsetzen können. Und dazu hilft ein standardisierter Prozess, der sehr ähnlich ist, der sonst in Entwicklungsumgebungen vorherrscht.

Sehr, sehr cool. Da haben wir doch einen richtig tiefen Einblick bekommen in Audio Now und in deine Arbeit. Wenn Zuhörer noch Fragen haben, wie können sie dich am besten erreichen?

Ich bin zum einen über die bekannten Social-Media-Kanäle zu erreichen, dort auch gerne zu kontaktieren. Ansonsten ist es immer auch möglich, eine E-Mail zu schicken. Die E-Mail-Adresse ist Christian.Schalt@rtlradio.de. Und natürlich gibt auch die Möglichkeit über Audio Now den Kontakt aufzunehmen, auch die Kontaktanfragen bekomme ich. Das ist kontakt@audionow.de.

Perfekt, das war Christian Schalt. Chief Digital Officer von RTL Radio Deutschland. Vielen Dank! Und ich bedanke mich auch fürs Zuhören bei euch, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, und wünsche euch viel Spaß mit den weiteren Episoden hier bei diesem Podcast.

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