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Wer bietet die beste Lösung zu mobilen Audionutzung – Autobauer oder Radiosender? Spoiler: Beide!

Die Studie „On Track“ zur mobilen Audionutzung hat sechs Handlungsempfehlungen aufgestellt, die sich aus den Ergebnissen der Befragung ergeben. Wie sinnvoll und/oder praxisnah sind diese Vorschläge? In der Diskussion beim Audiocamp 2021 zeigt sich, dass etwa eine gut klingende Merkfunktion, die sich viele Nutzerinnen und Nutzer wünschen, vielleicht doch nicht den gewünschten Effekt bringt. Wie sieht das bei anderen Empfehlungen aus? Eine Zusammenfassung verschiedener Debatten.

Photo by Oli Woodman on Unsplash

1. Radio einfach zugänglich und nutzbar machen

Die Radionutzung ist niederschwellig und für jede:n zu bedienen. Dennoch gibt es, wie die Studie „On Track“ zeigt, Verbesserungsbedarf – etwa bei der Suche nach Sendern oder Inhalten im Auto. Gut sortierte Displays können helfen, aber auch eine funktionierende Sprachsteuerung wäre eine Lösung. Hierfür sind sowohl die Autohersteller als auch die Radiosender gefragt.

Diskussion: Die Sessionteilnehmenden machen klar, dass die Probleme bei der Auffindbarkeit von Inhalten gar nicht so groß sind. Viele Funktionen seien intuitiv. Doch es fehlt an Informationen – und das hängt an den Radiosendern. Eine Idee: Lokale Eilmeldungen nicht nur sprachlich zu übermitteln, sondern auch textlich auf dem Display – etwa zu einem Falschfahrer oder Stau. Allerdings wurde auch deutlich, dass die Sender mehr Wissen darüber brauchen, was technisch möglich ist – und da müssen die Autobauer liefern.

2. Vielfältige Zugangsmöglichkeiten beibehalten und Übersichtlichkeit sicherstellen, vor allem im Auto

Bei aller Liebe zur Technik ist nicht immer alles sinnvoll, was machbar ist. Sicherheit steht bei der Autofahrt an oberster Stelle. Das heißt: Haptische Knöpfe sind trotz Digitalisierung wichtig. Der Blick gehört auf die Straße.

Diskussion: Die Teilnehmenden äußerten den Wunsch nach einer einheitlichen Linie der Audiobranche. Es wäre sinnvoll, die Sichtbarkeit und Platzierung von Inhalten immer gleich oder zumindest ähnlich zu gestalten, um die Suche zu erleichtern.

3. Lösungen für das Audioerlebnis auch bei Car-Sharing-Modellen mitdenken

Weil Nutzerinnen und Nutzer ohne eigenes Auto verhältnismäßig wenig Audio im Auto konsumieren, so die Studie, sollten Car-Sharing-Anbieter Audioangebote stärker mitdenken.

Diskussion: Wie lässt sich Audio für Car-Sharing-Fahrer:innen verbessern? Eine Idee ist ein optimiertes Audioerlebnis: Direkt beim Einsteigen spielt das Auto den Lieblingssender oder den zuletzt gehörten Podcast weiter, gespeichert etwa auf der Kundenkarte, die sich mit dem Fahrzeug connectet. Ob das technisch so einfach möglich ist, bleibt aber offen. Auch was das für den Datenschutz bedeuten würde, müsste zunächst geklärt werden.

4. Differenzierte Inhalte und Empfangsmöglichkeiten anbieten

Die mobile Audionutzung differenziert sich nach Alter, Übertragungsweg bzw. Gerät und Inhalt. Darauf müssen die Anbieter reagieren. Radiosender sollten auf dem Smartphone besser zugänglich sein. Auch die Übertragung lässt sich an die Zielgruppen anpassen via Webradio, Podcast oder Audio-on-demand. Doch warum wird dies nicht umgesetzt?

Diskussion: Momentan läuft bei Radiosendern viel über Aggregatoren wie Smartspeaker oder radio.de und weniger über eigene Plattformen. Einheitlichkeit gibt es nicht. Eine Anmerkung dazu: Es ist derzeit noch unklar, ob Nutzerinnen und Nutzer eine eigene App der Radiosender oder lieber eine Bündelung aller Angebote haben möchten. Eine Umfrage könnte Aufschluss geben. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Radiosender derzeit keinen Audio-Rückkanal von und für Nutzerinnen und Nutzer haben – anders als Online-Medien. Eine entsprechende Plattform bzw. App könnte so etwas leisten. Mit dem Radio kann man nicht sprechen, aber mit dem Smartphone.

5. Die junge Zielgruppe und bestimmte Nutzertypen durch smarte Features mitnehmen und begeistern

Merkfunktion, Sprachsteuerung, personalisierte Inhalte, nahtloses Abspielen von Content (seamless listening) – es gibt viele technische Möglichkeiten, die nicht nur junge Nutzer:innen begeistern würden. Durchgesetzt haben sie sich noch nicht. Warum?

Diskussion: Es gibt zwar viele Ideen für Audio-Innovationen, es werden laut der Debattierenden aber keine Standards geschaffen und daher kommt vieles (noch) nicht zustande. Allerdings ist auch nicht klar, woran es scheitert. Das typische Henne-Ei-Problem: Liegt es an den Automobilherstellern, die sich nicht bewegen, oder sind es die Radiosender und Audio-Produzent:innen, die ausbremsen – vielleicht, ohne es zu wollen. Klar ist jedenfalls, dass sich beide Seiten regen müssen – im Idealfall zusammen.

6. Den Mehrwert von Podcasts erhöhen

Es mangelt an lokalen Nachrichten-Podcasts, eine Lücke, die gerade regionale Radiosender schließen können.

Diskussion: Nur auf Lokales zu setzen, wird kritisch diskutiert. Wenn in der Welt etwas passiert, muss auch ein Regionalsender dies thematisieren – die Mischung aus Internationalem und Lokalem könnte der USP zum Erfolg sein. Und dies könnte in verschiedenen Podcastformaten genutzt werden, die während der Autofahrt hörbar sind – nicht nur auf langen Reisen, sondern auch bei der Fahrt zu Arbeit, ein Pendler-Podcast sozusagen.

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