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Über die Zukunft des Serialized Podcasts

Philipp Reinartz hat mit „Memo“ einen serialized Podcast bei Audible entwickelt, der die Grenzen zur Realität verschwimmen lässt. In seiner Session beim Audiocamp 2021 entsteht eine lebhafte Diskussion, wie sich serialized Podcasts optimal produzieren lassen können und ob das Format zukunftsträchtiger ist als andere Genres.

Photo by Icons8 Team on Unsplash

Was das besondere an „Memo“ ist, erklärt Reinartz gleich zu Beginn: Ein serialized Podcast, inspiriert von Formaten wie „Crimetown“, der allerdings den Anspruch stellt, so realitätsgetreu und fern von Studioaufnahmen zu klingen, wie es nur geht. Dieses Konzept stellte Reinartz bei Audible vor, die zuerst eine Folge der Serie in Auftrag gaben, dann jedoch sich entschieden, gleich eine ganze Staffel zu produzieren. Philipp Reinartz schrieb nicht nur das Drehbuch, sondern war als Showrunner auch für den ganzen Prozess verantwortlich. Für ihn ist diese Entscheidung sehr positiv gewesen: „Ich bin immer noch Fan davon zu sagen: Einer soll diese Vision haben, in anderen Phasen sollen alle mitarbeiten und teilweise besser machen, aber trotzdem sollte einer das Ding tragen.“

Wie plant man einen Serial Podcast?

Der wichtigste Punkt für die Planung war zuerst die Besetzung der einzelnen Sprecherinnen und Sprecher. Dieser Prozess dauerte wesentlich länger als für konventionellere Produktionen. Rund 120 Interessierte wurden eingeladen, 20 bis 30 Leute wurden besetzt. Besonders wichtig war für das Team, dass die Rollen möglichst natürlich klangen und besonders Gruppen, die einen „gewissen Slang“ haben, wie zum Beispiel Taxifahrerinnen und -fahrer, nicht künstlich wirken. Um diesen Umstand zu verhindern, wurden einige Rollen auch mit Laien besetzt. Für jede Rolle wurde auch ein Probetext geschrieben, der eingesprochen musste, um erkennen zu können, ob die Person die Rolle authentisch spricht. Schlussendlich sind laut Philipp Reinartz 50% ausgebildete Schauspieler*innen und Sprecher*innen, der Rest ist mit Laien besetzt.

Ähnlich gestaltete sich auch die Aufnahmesituation für das Projekt. Anders als bei den meisten Audioprojekten, bei denen viel im Studio produziert wird, wurden hier hauptsächlich an Originalschauplätze aufgenommen. Dies sollte zusätzlich dazu beitragen, dass die Sprecher*innen natürlich reden und auch die Geräuschkulisse dementsprechend eingefangen werden kann. Da der Aufnahmezeitraum zur Zeit des Lockdowns erfolgte, musste aber auch ein bisschen experimentiert werden, so wurden in Innenhöfen Freiluftrestaurants simuliert. Auch bei den Textaufnahmen sollte so viel Authentizität erzeugt werden, wie es ging. So wurden die meisten Szenen mit allen anwesenden Sprecher*innen gedreht und viel improvisiert, damit die künstliche Aura eines klassischen Hörspiels verloren geht.

Wie sieht die Zukunft von „Memo“ und serialized Podcasts aus?

Generell kam „Memo“ sehr gut beim Publikum auf Audible an, viele Hörer*innen wünschen sich auch eine zweite Staffel. Die genauen Zahlen sind nicht bekannt, allerdings sind die gesamten Downloadzahlen auch nicht die direkte Priorität für eine Fortführung der Serie. Denn im Gegensatz zu früher ist nicht mehr wichtig, dass es ein Format für alle gibt, sondern, dass es in der Zielgruppe ankommt, sagt Reinartz. Besonders bei einem Anbieter mit Paid-Format wie Audible zählt eher der Umstand, dass durch „Memo“ ein neues Publikum ein Abo abschließen könnte. Somit zeigt sich auch, dass die Entwicklung von serialized Podcasts einfacher werden kann, wenn sich eine geeignete Marktlücke finden lässt. Frei nach dem Motto:“ Früher etwas für alle, heute für alle etwas“.

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